Der Gegenpol von Gesundheit ist Krankheit und wir schwingen von einem Pol zum anderen – genauso wie alles im Leben von einem Pol zum anderen schwingt. Dies ist unumgänglich, wir können nicht einen Pol leben und den anderen dauernd aus unserem Leben verdrängen. Was wir jedoch beeinflussen können ist, die Art und die Intensität in der wir den jeweiligen Pol leben.
Alles im Leben sucht seinen Ausgleich und Krankheit kann manchmal die Folge dessen sein. Häufig werden wir im Laufe unseres Lebens einseitig. Wir haben feste Gewohnheiten, Einstellungen und Eigenschaften und alles was dem widerspricht, lehnen wir ab. Dies führt geradewegs zum Schatten und dieser drängt danach, vom Bewusstsein wahrgenommen und integriert zu werden. Also muss er sich bemerkbar machen. Zuerst ganz leise und dann immer lauter. Dies tut er zuerst über das Außen und genau dort bekämpfen wir ihn. Wir tun dies, indem wir zum Beispiel Menschen und deren Handlungen ablehnen, die nicht unseren Vorstellungen entsprechen. Werden wir an diesem Punkt nicht aufmerksam, integrieren wir den Schatten, der immer mehr an Kraft gewinnt. Schatteninhalte drängen danach, ins Bewusstsein gehoben zu werden – gelingt es ihnen nicht, wechseln sie die Manifestationsebene. Zeigten sich die Schatteninhalte bisher im Außen, beispielsweise im Umgang mit anderen Menschen, so wechseln sie nun auf die körperliche Ebene, wo wir immer weniger wegschauen können. Schatteninhalte, die auf körperlicher Ebene hinabsteigen, bezeichnet man allgemein als Krankheit und sie können unter Umständen sehr laut werden.
Ich verstehe körperliche Symptome als Spiegelung unserer Lebensumstände, unserer Gedanken und Muster. Hier ist der Zusammenhang von Schatten und Krankheit sehr wichtig, den ich euch an einem ganz persönlichen Beispiel deutlich machen möchte:
In meiner Kindheit habe ich eine Strategie entwickelt: „Wenn ich lieb und bescheiden bin und die Bedürfnisse anderer erfülle, dann verläuft mein Leben harmonisch.“ Auf beruflicher Ebene habe ich dieses alte Muster sehr deutlich gespürt. Ich bin oft über meine Grenzen gegangen, habe viel gearbeitet, ohne einen Ausgleich dafür zu bekommen. Ich habe viel gegeben, in der leisen Hoffnung, es wird schon jemand bemerken. Ich habe Aufgaben erfüllt, die ich nicht zu 100% vertreten konnte und habe mich selten getraut meine Gedanken zu formulieren, geschweige denn durchzusetzen. Ich habe vieles hingenommen und gegen meine eigenen Bedürfnisse gehandelt. Die Initiative und Aktivität nicht alles hinzunehmen sind zu meinem Schatten geworden. Da der Schatten integriert werden möchte, macht er auf sich aufmerksam. Der Schatten zieht nun im Außen immer ähnliche Situationen an, die ich mir meine Lernaufgaben spiegeln sollen. Am höchsten Punkt der Verzweiflung angekommen, entwickelte ich starke Migräne. Darauf folgten Magenprobleme und Schlafstörungen. Spätestens jetzt hätte ich mich fragen sollen: „Was bereitet mir Kopfzerbrechen? Was kann ich nicht verdauen? Womit kann ich nicht umgehen?“ Spätestens jetzt hätte ich die Symptome deuten und die nicht gemachte Erfahrung in mein Leben integrieren sollen. Stattdessen habe ich versucht, die Symptome zu bekämpfen. Mit jeder neuen Situation, die ich in ähnlicher Form erlebt habe, gewannt mein Schatten mehr Kraft. Die Ursache habe ich erst viel später erkannt, nach unzähligen Lernerfahrungen.
Krankheitssymptome sind das sichtbar gewordene Bild unserer unbewussten Anteile. Das, was uns fehlt, drückt sich in der Krankheit, in den Symptomen aus. Der Kreislauf kann nur unterbrochen werden, wenn wir die Symptome deuten und den fehlenden Inhalt in unser Bewusstsein als Erkenntnis integrieren. Ich möchte euch mit diesem Beitrag einladen, den Blickwinkel zu ändern und Krankheit auch immer als Chance zum Wachstum zu sehen. Diese Sichtweise ist bestimmt nicht immer einfach aber… sie führt uns immer mehr zu uns selbst. Zu diesem Thema gibt es viele empfehlenswerte Bücher. Mein persönlicher Favorit ist: „Das Schatten-Prinzip: Die Aussöhnung mit unserer verborgenen Seite“ von Rüdiger Dahlke. Auch Yoga und Shiatsu können dabei unterstützen, den tiefgreifenden Entwicklungsprozess in Gang zu setzen – ich habe es selbst erlebt. Was für ein wunderbares Geschenk des Lebens – nehmen wir es also an!
Ich würde mich freuen, wenn ich dich ein Stück des Weges begleiten darf.
Namasté und Herzensgrüße
Bianca